Der Spiegel

Über Magersucht

Buchbesprechung von Schülerin Annemarie

 

Autorin: Astrid Seehaus

Coverillustration: Jan Siggel

 

„Es wäre schön, wenn man perfekt sein könnte und ein perfektes Leben führen würde. Es würde keine Probleme geben und niemand würde einen auslachen, weil man ja perfekt wäre. Und man würde bewundert werden. Und all das, was man sich so sehr wünscht – Liebe und Anerkennung, viele Freunde und gute Noten – würde sich einfach von selbst einstellen. All das, was man im Leben braucht.“- Astrid Seehaus

Doch was genau ist ein perfektes Leben? Genau dieser Frage stellt sich die Protagonistin Jana Rickmann im Jugendbuch „der Spiegel“ von Astrid Seehaus. Das Buch thematisiert ganz normale Problematiken, die einem Jeden im Verlauf des Lebens immer wieder über den Weg laufen. Die Motive der Akzeptanz, des Selbstzweifels und der Einsamkeit sind hier federführend.

 

Jana ist übergewichtig und unzufrieden mit sich und ihrem Körper. Durch das ständige Vergleichen mit anderen ihrer Altersklasse, das fehlende Selbstbewusstsein sowie auch die Angst vor der Zurückweisung, traut sich Jana nicht auf andere Jugendliche zuzugehen. So hat sie niemanden in ihrem Alter mit dem sie ihre Probleme diskutieren und anpacken kann. Als Alternative zu echten Freundinnen erschafft sich Jana mit ihrem Tagebuch eine fiktive Freundin namens Marja. Mit ihr teilt sie alle Geheimnisse, Gedanken und Gefühle. Jana möchte auf keinen Fall weiter zunehmen. In Chloe, die neu in Janas Klasse kommt, sieht sie alles was sie schon immer sein wollte. Schlank. Beliebt. Selbstbewusst.

 

Auf Bitten ihres Lehrers besucht Jana die scheinbar stumme, alte Frau Klimken regelmäßig. Bei dieser entdeckt sie eines Tages einen alten Spiegel der sie zu einer anderen Person in einem anderen Leben werden lässt. Sobald Jana durch den Spiegel tritt ist sie nicht mehr die unscheinbare Jana, sondern das schlanke, selbstbewusste, erfolgreiche Starmannequin Sandrine Meladieu. Diese weiß ganz genau was sie machen muss, um das zu bekommen, was sie möchte. Durch Sandrine sieht Jana was sie erreichen will, sie fängt eine strenge Diät an. Die Erfolge lassen jedoch auf sich warten und anfangs nimmt Jana, wider ihrer Erwartung, sogar zu. Jana versucht aber nicht nur abzunehmen, sondern nimmt ihr Leben in die Hand und sucht Freunde indem sie auch mal feiern geht. Bei Jungen hat sie allerding nicht so viel Glück, da Chloe diese viel schneller um den Finger wickeln kann und der Kerl in den sie unglaublich verliebt ist mit einer anderen zusammen ist. Jana entwirft verschiedene Strategien um ihrem Traumgewicht von 57 kg näher zu kommen. Diese beinhalten auch, dass nicht jeder mitbekommt, dass sie abnehmen möchte. Sogar Pierre, mit dem sie im Urlaub zusammenkommt, bemerkt nichts. Nach einer Weile sieht Jana erst Erfolge und führt deshalb die Diät weiter. So erreicht sie auch schließlich ihr Traumgewicht. Als sie jedoch Pierre mit ihrer neuen Figur wiedertrifft bemerkt sie die Distanz zwischen ihnen die die Fernbeziehung geschaffen hatte. Nach dem Ende dieses Urlaubs trennt sich Pierre dann schlussendlich auch von ihr. Dies schmeißt Jana zurück und sie nimmt weiter ab. Ein Rückhalt für sie ist Sandrine. Diese hat sich inzwischen mit dem reichen Albert Craven verlobt hat. Nach einem Überfall bei dem sie Verletzungen erlitten hatte, musst sie im Modegeschäft eine Auszeit nehmen. Die Einsamkeit, in der sie sich in der Zeit befindet lässt sie sich zunehmend dem Alkohol und den Tabletten widmen. So geht nicht nur die Beziehung zu ihrem Verlobten, sondern auch zu ihrer Agentin in die Brüche.

Jana jedoch nimmt immer weiter ab und muss schlussendlich sogar in eine Klinik eingewiesen werden. Dort findet sie Freundinnen, die sie so akzeptieren wie sie ist. Mit Hilfe der Therapie geht es für Jana bergauf. Überraschenderweise ist Jana nicht die einzige der Klasse, die sich in der Klinik befindet. Auch Chloe befindet sich in dort um ihre Probleme zu bewältigen.

 

Da besonders das Ende recht unerwartet kam, möchte ich es ungern im Voraus verraten. Das Buch gefällt mir von der Handlung sowie auch von der Thematik sehr gut. Man braucht keine besonderen Vorkenntnisse im Thema Magersucht. Besonders interessant fand ich, dass man durch Janas Gedanken und die Tagebucheinträge ihre Gefühle und Interaktionen nachvollziehen kann. Die Geschichte wird von einem Erzähler vorgetragen, der nicht selten auch mal etwas von Janas Empfindungen preisgibt. Das Buch lässt jedoch genau Freiraum für die eigene Auffassung. So kann sich jeder Leser fragen, was er an Stelle von Jana oder einer ihrer Klassenkameraden gemacht hätte. Das Buch zeigt durch Sandrine genauso gut auf das man für alles kämpfen und am Ball bleiben muss, um nicht direkt vom Anfang starten zu müssen. Die Lehre des Buches ist hierbei „Dein Leben liegt in deinen Händen. Du entscheidest, ob du glücklich bist oder nicht. Das oberste Gebot im Leben ist, sich zu verzeihen.“ Diese Aussage verdeutlicht, dass man einem Rückschlag nicht zu lange nachweinen sollte. Es sollten besser Pläne gemacht werden um diesen Rückschlag in etwas Positives zu verwandeln.

 

Das Buch lohnt sich auf jeden Fall für Jugendliche da es aufrüttelt und zeigt was bei Magersucht passieren kann. Es veranschaulicht sehr schön, dass ein jeder nur in der Gesellschaft akzeptiert und angenommen werden möchte.